Hektischer Ruhetag

5. Etappe: Cres – Lopar, 48 km, 580 Höhenmeter ( 34 km Fähre)

Hier sollte eigentlich nur stehen.

1. Sonniges Hafenfrühstück in Cres.

2. Blog nachtragen

3. Mittagessen in Cres.

4. Fährfahrt nach RAB.

Doch dann ist schon wieder was passiert, Was in der Kombination sogar gut war, für sich aber wirklich ärgerlich. Aber der Reihe nach,

Es fängt damit an, dass ich in dem in jeder Hinsicht – Wohnen, Waschen und Trocknen. zauberhaften Apartment – einen gravierenden Mangel entdeckt zu haben glaube: Ein Loch im Raum-Zeit-Kontinuum; denn einer meiner zwei Beinlinge – für Nicht-Biker, eine Art nicht -erotisches Strumpfband für Radfahrer – ist verschwunden. Trotz einstündiger Suche bleibt das wichtige Kleidungsstück unauffindbar – in einem Ein Zimmer Apartment, das ich mit zwei Beinlingen betreten habe. Ich beginne mich beim vierten Suchdurchgang langsam mit dem Gedanken anzufreunden, Zeuge eines übersinnlichen Ereignisses geworden zu sein. Doch welcher Gott sollte sich dem Menschen offenbaren, indem er Biker-Accessoires verschwinden lässt?

Die Frage erübrigt sich schließlich, als der Beinling unter der frei schwebenden Kloschüssel auftaucht. Immerhin ist der Abfluss ja tatsächlich so eine Art Loch im Raum-Zeit-Kontinuum eines Apartments, versuche ich mich zu trösten. Denn was ist schon ein Beinling gegen ein Jenseits.

Ich genieße mit den Einheimischen und vereinzelten Off Season Urlaubern einen Cappucino am Hafenbecken von Cres. Die Anzahl der Lokale lässt ungefähr erahnen, wie groß mein Privileg ist im April hier sein zu dürfen.

Um das Tagesziel RAB zu erreichen muss ich zunächst nach KRK und dort die Fähre wechseln. Um allen Eventualitäten vorzubeugen, beschließe ich, am frühen Nachmittag meine Sachen zu packen, zu Ende zu texten und statt der Fähre um 18:30 schon die um 16:00 Uhr zu nehmen. Doch auf solchen spontanen Improvisationen ruht im Allgemeinen kein Segen – auch, wenn sie mit bestem Vorsatz erfolgen. Als ich um 15:00 Uhr zum Anleger aufbreche – ungegessen und ohne Proviant – ist es eigentlich schon knapp. Als ich 15:10 Uhr den Supermarkt verließ, ist es theoretisch noch zu schaffen. Als mir um 15:40 Uhr mein Garmin mitteilt – Streckenabwei-chung – steigt leise Verzweiflung hoch: Es gibt hier nur eine Straße zur Fähre. Und doch zeigt Komoot einen anderen Weg. In grenzenlosem Vertrauen zu meinem Plan, der zudem einen kürzeren, niedrigeren Weg verspricht, rolle ich 50 bis 100 m Höhenmeter zurück. Da ist tatsächlich ein nunja Weg – nicht asphaltiert zwar aber das kann ja noch werden rede ich mir die Lage schön. Und um erneut umzukehren, ist es jetzt sowieso zu spät.

Natürlich kommt kein Asphalt. Natürlich ist der Weg ein unfahrbares Waldweg-Baustellen-pistenSchottergemisch.

Natürlich muss ich am Ende auch bergab schieben und sehe die weiße Fähre schon ablegen, als ich noch gut 100 Höhenmeter über dem Anleger von Quer über den Weg gefallenen Baumstämmen aufgehalten werde. Ein Click auf das Oberflächenprofil hätte ausgereicht, um diese Route auszuschließen, Wer um Hinmels Willen hat denn diese Strecke geplant? Ich schiebe den Gedanken beiseite und gebe einem anderen, tröstlicheren Raum: Hätte ich meinem Zeit und meinem Streckenplan gleichermaßen die Treue gehalten, wäre ich wohl heute nicht mehr bis Raab gekommen, sondern in meiner Umsteigedestination KRK gestrandet. Man muss eben auch wissen, wie man den eigenen schlechten Plänen ein Schnippchen schlägt.

Solcherart versöhnt mit den Unzulänglichkeiten meiner planerischen Kapazitäten gleite ich durch die Inselwelt der Kvarner Bucht und zolle dem gigantischen Velebit Massiv mit einem „gigantisch“ meinen Respekt. Um 20 Uhr betrete ich RAB , das aussieht als hätte man alle Varianten von Ferienhäusern mit Säulchen-Balkon gleichmässig über die Insel ausgekippt. Nicht auszudenken, wie es hier zugeht, wenn die dazugehörigen Urlsuber nachkommen. Und da bin ich doch ganz froh, dass das Raum Zeit Kontinuum hier und jetzt gerade kein Loch hat.

4 Gedanken zu „Hektischer Ruhetag“

  1. Lieber Dietrich,
    es ist eine wahre Freude, Deinen Blog zu lesen! Danke dir für die Mühe.
    Zur Strecke kann ich nur kommentieren, Komoot ist von Hooländern proogrammiert. Hooländer und Berge halt. Und wird von den Usern gefüttert. Nur so viel, es gibt Alternativen, 😉
    Ich wünsche Dir weiterhin gute Fahrt und freue mich auf den nächsten Blogbeitrag!
    Liebe Grüße,
    Paul

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  2. Lass mich raten lieber Dietrich. Nach Deiner Tour verschwindet Dein Navi in Deiner Komoode.
    Herrlich wie es trotz Deinen Unannehmlichkeiten jeden Abend immer wieder zum Happy End kommt.
    Alles Gute weiterhin.
    Bin dabei
    Dein Michl

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  3. Beinlinge gegen ein Jenseits. Klingt wie: Zwei Beine für ein Halleluja. Wünsche Dir weiterhin Beinlinge und Halleluja für ein Wiedersehen in Tirana.

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